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StechusKaktus

Wie sinnvoll ist die Frage nach der Rentenhöhe nach Mindestlohn?

Ständig wird öffentlichwirksam die vermeintliche Ungerechtigkeit an den Pranger gestellt, dass ein Arbeitnehmer nach 45 Jahre Erwerbstätigkeit zum Mindestlohn keinen Rentenanspruch hat, der oberhalb der Mindestrente liegt.
Ist das nicht völlig realitätsfern? Jeder, der eine Weile arbeitet, kümmert sich doch irgendwann um besser bezahlte Arbeit. Und die, die es nicht schaffen - fehlt da nicht so viel Grundsätzliches, dass ohnehin alles zu spät ist?
Frage beantworten Frage Nummer 3000081597 Frage melden
Antworten (13)
elfigy
Das ganze System ist in naher Zukunft nicht mehr haltbar. Es sind ja nicht nur die Mindestlöhne, die in die Altersarmut führen. Auch Löhne, mit denen AN mit Ach und Krach über die Runden kommen, führen dazu. Man wird nicht mehr umhin kommen, an der RV herumzuflicken, man wird Grundsätzliches ändern müssen. Rayer hat schon einiges erwähnt. Das schweizer Modell, bei dem alle einzahlen müssen, erscheint mir als gute Lösung. Aber es muss auch bei den Löhnen etwas passieren. Es ist pervers, dass Menschen ganztags arbeiten und von der Entlohnung kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Man darf halt doch nicht alles dem Markt überlassen. Was gab es für ein Geschrei wegen der Einführung des Mindestlohns, düstere Prophezeiungen wieviel Arbeitslose es geben wird. Und was ist passiert? Nichts. Außer daß weniger Leute Grundsicherung brauchten, das heißt, dass der Staat weniger Arbeitslohn aus Steuergeldern anstelle der AG zahlen mußte. Jeder AN mit einem Arbeitsplatz wird auch gebraucht, dann muß er auch anständig bezahlt werden. Wenn die Unternehmer das aus Profitgründen nicht tun, muss man sie eben dazu zwingen. Ein weiteres Feld sind die Mieten. Die meisten Geringverdiener müssen so einen hohen Anteil ihres Einkommens für Wohnen aufwenden, dass sie keine oder nur wenig Altersvorsorge mehr machen können.
Unverständlich ist, warum, wie die Umfragen zeigen, die Mehrheit gegen ihre eigenen Interessen wählt. Mit schwarzgelb wird das alles noch schlimmer. Man sollte rotgrün die Chance geben, den Mißbrauch der grundätzlich guten Regelungen der Agenda 2010 zu korrigieren. Unsere Wirtschaft steht glänzend da. Aber viele AN leiden unter dem Mißbrauch durch die AG. Siehe Leiharbeit und Werkverträge, Niedriglöhne und unnötig befristete Arbeitsverträge. Letztendlich zahlen dann die Steuerzahler die zu niedrigen Löhne in Form von Sozialleistungen. Das ist eine Subvention ungeheueren Ausmaßes.
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elfigy
Und auf die Frage, ob da nicht soviel Grundsätzliches fehlt: Ja, es fehlt Grundsätzliches. Aber es sind nicht alle Menschen fähig, sich soweit zu bilden, dass sie höher bezahlte Arbeit bekämen. Und die niedrigen Arbeiten müssen auch getan werden. Aber auch jemand, der brav und zuverlässig jeden Tag einfache Hilfsarbeiten verrichtet, hat Anspruch auf einen auskömlichen Lohn, von dem er ein würdiges Leben, auch im Alter, führen kann. So jemand ist nicht weniger wert und niemandem steht es zu, darauf herabzusehen.
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Skorti
Natürlich fehlt da etwas Grundsätzliches.

Allerdings, wenn sich alle um die besserbezahlte Arbeit gekümmert haben, wer erledigt denn dann die nur mit Mindestlohn bezahlte Arbeit?

Ach ja, diejenigen, die von den Aufsteigern aus den mittelmäßig bezahlten Jobs rausgedrängt wurden.

Es gibt nun mal nur eine bestimmte Prozentzahl an Arbeitsstellen, die besser bezahlt werden, also kann da nur richtig in Massen aufgestiegen werden, wenn man sich billiger anbietet, als diejenigen, die schon länger auf der Stelle tätig waren. Und schon handelt es sich nicht mehr um besser bezahlte Stellen.

Nein, dass Grundsätzliche, das fehlt ist die Bereitschaft Arbeitnehmer so zu bezahlten, dass es zu einem anständigen Leben reicht.
Ohne Aufstocken zu müssen.
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Matthew
"Arbeitnehmer so zu bezahlten, dass es zu einem anständigen Leben reicht. Ohne Aufstocken zu müssen."

Das kann ich nur Unterschreiben und ich ergänze zur Klarstellung: Und dass es auch für ein anständiges Leben im Rentenalter reicht.
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wokk
Es scheint mir (natürlich nur aus einer gewissen Entfernung gesehen), dass es in Deutschland schwieriger ist, als Rentner einen gewissen Lebensstandard zu wahren.
Das ist in Frankreich besser - in der Schweiz noch viel besser geregelt!
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Rentier_BV
Elfigy

An Deinen ersten Beitrag von heute finde ich nur den ersten Satz gut.

Aber dein zweiter Beitrag ist klar und deutlich und vor allem, richtig.
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Zombijaeger
Leute, die hier über Altersarme herziehen sollten selber mal versuchen von 100 Euro (exklusive Miete) im Monat zu leben. Ich wette, anschliessend kommen nie mehr solche Fragen wie diese.
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Zombijaeger
Ich habe selber einen Bekannten, der Reisebürokaufmann geworden ist und er konnte damals noch nicht wissen, dass heutzutage jeder über Internet bucht.
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dschinn
Zitat
Zombijaeger
Leute, die hier über Altersarme herziehen sollten selber mal versuchen von 100 Euro (exklusive Miete) im Monat zu leben. Ich wette, anschliessend kommen nie mehr solche Fragen wie diese.
/Zitat

Sehe ich auch so.

Mit 20 Cent pro Tag kommt man über die Runde aber ich möchte es lieber nicht versuchen.
Und mir tun alle leid, die so leben müssen.
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DerDoofe
Es hat einmal Zeiten gegeben, in denen die Interessen der Arbeitnehmer von Gewerkschaften vertreten wurden.
Heute sind die Gewerkschaftsführer selbst Bosse.

Welchen Sinn hat der DGB eigentlich noch? Und was machen die Gewerkschaften eigentlich mit dem Milliardenvermögen der Mitglieder?
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Skorti
Hui ... nun sollen sie wieder kämpfen, die Gewerkschaften, für ihre Arbeitnehmer.

Aber wenn sie es machen und:
der Müll liegen bleibt,
die Kita geschlossen,
die Busse und Bahnen nicht mehr fahren,
dann wird nach dem starken Staat gebrüllt, der die Macht der Gewerkschaften bricht.

Dabei sind die Gewerkschaften tatsächlich zum gr0ßen Teil Papiertiger.
Geringer Anteil an Gewerkschaftern unter den Arbeitnehmern,
Leiharbeiter,
Outsourcing ...
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StechusKaktus
Eure soziale Einstellung ehrt euch. Mir fehlt aber nach wie vor die Phantasie, dass jemand 40 Jahre zum Mindestlohn arbeitet. Klar ist das mal übergangsweise oder am Anfang eines Berufswegs möglich. Aber kennt ihr echt Menschen, für die das zutrifft? Meine Annahme ist, dass die Diskussion die Dynamik der Lohnentwicklung völlig unterschlägt. Aus welchen Motiven auch immer.
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dschinn
Ja und wir sollten nicht vergessen. wer daran alles beteiligt war die letzten 25 Jahre!
Lasst uns doch zur Wahl gehen und die beteiligten Parteien belohnen und noch ein paar Jahre länger regieren lassen.
Wir schaffen das!
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